Im Zuge der Urbanisierung verwandelte sich im Jahre 1906 das alte Bauernhaus in ein Ladenhaus. In der Hofeinfahrt wurde ein Zwischenbau mit Laden errichtet, entworfen als Bindeglied zwischen dem alten, ländlichen und dem neuen bürgerlich, städtischem Baustil.
Gretchen Murach war es, die im Sommer 1930 hier das Kunstgewerbehaus Zehlendorf eröffnete. Frau Murach verkaufte Holzkunst aus dem Erzgebirge und anderes Kunsthandwerk aus der Region. Sie hat eigene Klöppelarbeiten verkauft und Stickvorlagen entworfen. Heute würde man sie Textildesignerin nennen. Zeit ihres Lebens war sie eine kreative, couragierte und engagierte Frau. Noch heute steht ihr Name an der Scheibe der Eingangstür.
In der Kriegs- und Nachkriegszeit von 1935 bis 1955 war ein Dach über dem Kopf Gold wert. Man kann es sich kaum vorstellen, wie oben im Dach zwei Familien (zusammen elf Personen) gewohnt und gelebt haben. Fotos und Erzählungen zeugen trotz aller Not von einer schönen Zeit.
Für Ellen Brieschke und Ingrid Licht, die seit Anfang 1980 bei Frau Murach als Verkäuferinnen arbeiteten, war Gretchen wie eine zweite Mutter. Sie haben sie bis ins hohe Alter begleitet und betreut. Die beiden übernahmen nach dem Tod von Gretchen Ende der 80er Jahre das Kunstgewerbehaus und setzten die damals bereits 60jährige Tradition fort.
Im Jahre 2003 übernahm dann ich, quasi in dritter Generation, das Kunstgewerbehaus.
Erst waren es nur die Räume im rechten Hausteil zur Miete. Ein Jahr später ergab es sich, auch den linken Ladenteil zu übernehmen. Eine erste, behutsame Teilsanierung der Ladenräume war möglich. Aus einem dunklen, grauen Elektroladen wurde ein frischer, bunter Raum. Unter Schichten von PVC-Böden und Pressholzplatten wurden die alten Dielen wieder sichtbar.
Im Oktober 2004 konnte ich dann auch das Gartenhaus anmieten. Endlich war genug Raum da, um die Ideen des Gartenhaus-Cafés und des Werkhauses mit Kursangeboten, Workshops und Kindergeburtstagen mit Leben zu füllen.